Mittwoch, 24. November 2010

Flexibel identisch: The United States of Tara

Tara Gregson hat einen Mann (Max), zwei Kinder (Kate und Marshall) und eine Disoziative Identitätsstörung. In den unpassendsten Momenten ihres Familienalltags schnappt sich eines ihrer Alter Egos ihren Körper, um als erlebnishungrige16-Jährige (T), pornophiler Vietnam-Veteran (Buck) oder 50er-Jahre Hausfrau (Alice) auf der Bildfäche zu erscheinen. Was das Sexualleben von Taras Mann (Max) kompliziert macht, ist für ihre Kinder oft ein Segen, zum Beispiel wenn sich Alice den Lehrer ihres Sohnes vorknöpft oder Buck den rüpelhaften Verehrer ihrer Tochter verprügelt. Ihre Tochter ist hübsch, altklug und gelangweilt, darum posiert sie als Prinzessin Valhalla Hawkwind im Internet als Superheldin ohne Vagina. Ihr Sohn Marshall sucht nach seiner sexuellen Identität, die irgendwie homosexuell und intellektuell ist, ohne zu wissen, wie und mit wem er das ausleben sollt. Ihre Schwester (Charmaine) will einen Mann heiraten, der sich auf den Hochzeitsfotos gut macht, die dazugehörige Nacht aber lieber mit ihrem unattraktiven Nachbarn verbringen. Jede Figur der Serie sucht nach ihrer Identität innerhalb von Kategorien, in die sie nur unzureichend zu passen scheinen, während Taras Alter Egos eine überraschend stabile Identität haben. T will einfach nur Spaß haben, Buck Bier trinken und Alice Kuchen backen. 

Klar, der Hauptspannungsbogen für die Zuschauer_innen ist „Welches dunkle Geheimnis, an das sich Tara nicht erinnern kann, hat ihr Identitäts-Shifting ausgelöst“, aber da ist noch mehr. Dass ausgerechnet die Figuren, die ohne Taras Identitätsstörung gar nicht existieren würden, eine kohärente und fix verortete Identität haben, wirft die Frage auf, ob Identität letztlich nicht immer nur „aufgeführt“ wird. Mit einer Protagonistin, die so unterschiedliche Alter Egos hat, führt "United States of Tara"" einen Diskurs über die flexiblen Grenzen von (Geschlechts)identiät und ironisiert ganz nebenbei so ziemlich alles, was der zwangsheterosexuellen Matrix hoch und heilig ist. Kategorien wie Realität und Identität werden auf erfrischende Weise verhandelt und die Frage gestellt, wer oder was Identität eigentlich „aufführt“: der Körper, das Unterbewusstsein oder die erlernten Muster?

"United States of Tara" läuft auf seit Anfang 2009 auf dem US-Kabelsender Showtime und ist in unseren Gefilden leider nur im Internet zu sehen. Die dritte Staffel startet im Frühjahr 2011.




Samstag, 30. Oktober 2010

Die Zeitumstellung und das starke Geschlecht

Laut dem Konstanzer Anzeiger vom 27. Oktober 2010 "gehen die Uhren am Wochenende wieder anders: Die Winterzeit bricht an. Jeder dritten Frau macht die Zeitumstellung übrigens zu schaffen. [...] Sie kämpfen mit Müdigkeit und Schlafstörungen, sind gereizt und unkonzentriert. Männer fühlen sich dagegen als starkes Geschlecht: Nur jeder fünfte gibt an, Probleme mit der zusätzlichen Stunde zu haben."

Ob Frauen sich wegen ihrer verhältnismäßig größeren Unkonzentriertheit auch als das schwache Geschlecht fühlen, darüber werde ich mal lieber nicht spekulieren. Eine Information hätte ich aber einer 14-zeiligen Meldung  auf Seite Eins dann doch gerne noch entnommen: nämlich in welche Richtung die Uhr in der Nacht zum Sonntag umgestellt wird.